Das Buch „Der Kult um unser Essen“ ist so packend wie ein Thriller.
Es spannt einen weiten Bogen. Die Tricks und Machenschaften der Lebensmittelindustrie werden aufgedeckt, neue Foodtrends vorgestellt, über die Bedeutung des Essens in der früheren und heutigen Gesellschaft sinniert.
Den im Titel angesprochenen Kult ums Essen beleuchten die Schreiber, mehrheitlich Journalisten, von verschiedenen Seiten. Im Mittelpunkt steht die Aussage, dass „Du bist, was du isst“ heute religiöse Züge angenommen hat.
Essen ist nicht mehr nur die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen, sondern eine Frage der Ethik und des Lifestyles wie der Trend zum Veganismus und die steigende Nachfrage nach Bioprodukten belegen.
Wer sich bei der Wahl der Mahlzeit nur von der Lust leiten lässt, läuft Gefahr, als verantwortungsloser Fressprolet gebrandmarkt zu werden.
Das Essen sei komplizierter geworden, heisst es mitunter. Den guten, alten, sorglosen Zeiten wird aber für meinen Geschmack zu sehr nachgeweint.
Ich finde, es geht in Ordnung, wenn man seinen Kopf einschalten muss beim Einkaufen und bei der Wahl des Restaurants. Sich Gedanken macht über die Massentierhaltung, sich fragt, woher das Essen stammt, die Inhaltsstoffe der Produkte liest.
Wenn man allerdings vor jedem Einkauf stundenlang seinen Einkaufskorb hinsichtlich Nachhaltigkeiten analysiert, wird es tatsächlich kompliziert.
Das Buch ist nicht leicht verdaulich, aber auch keine schwere Kost. Herausgegeben hat es der NZZ-Verlag und das merkt man den Texten an. Sie bewegen sich hinsichtlich Stil und Recherchequalität auf dem Niveau der NZZ am Sonntag. Viele Reportagen, Analysen, Interviews sind auch in der NZZ am Sonntag erschienen.
Nebst den spannenden und erhellenden Texten überzeugt das Buch mit zahlreichen Infografiken, Foodfotos und Portraits.
Fazit: Wer seinen Hunger nach einer ausgewogenen, schmackhaften Lektüre stillen will, sollte sich „Der Kult um Essen“ unbedingt einverleiben. Trotz des stolzen Preises von rund 50 Franken.